30.11.2020 17:00 Uhr04.12.2020 13:00 Uhr

"Mach's wie Gott, werde Mensch!" - Theologie der Menschwerdung

Studienwoche Grundkurs Theologie

Es gehört zum Kern des christlichen Glaubens, dass Gott in Jesus von Nazaret Mensch
geworden ist. Bereits das Neue Testament bezeugt diese Glaubensaussage in
unterschiedlichen Formen, z.B. als Bekenntnis des römischen Hauptmanns unter dem Kreuz (Mt
27,54) oder im Johannesprolog (Joh 1). In der nachösterlichen und frühchristlichen Zeit
entwickelte sich daraus schießlich explizite theologische Christologie, aber auch explizite
Anthropologie. Die theologische Reflexion hat sich über die Jahrhunderte in immer neuen
Diskursen dem Thema der Menschwerdung Gottes und des Menschseins des Menschen
genähert, z.B. mit der Frage nach der Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Die Frage, was das
Wesen des Menschen und des Menschseins ausmache, war in der Theologiegeschichte immer von großem Interesse. Entgegen einer oft sehr starken dualistischen Trennung von Leib und Seele legt das Zweite Vatikanische Konzil mit seiner Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" Wert darauf, dass "der eine und ganze Mensch, mit Leib und Seele" im Mittelpunkt des Handelns der Kirche steht (GS 3).
Die Menschwerdung Gottes und die Überlegungen über das Wie-Geschaffen-Sein des
Menschen hat Konsequenzen für die Christen, z.B. in individualethischen Fragen, aber auch in der Frage der Menschenrechte. Allerdings hat die Kirche in ihrer Praxis dem
Menschenrechtsgedanken und seiner Umsetzung häufig genug Widerstand entgegen gesetzt. Erst mit den 1960er Jahren, namentlich Papst Johannes XXIII. und dem Zweiten Vatikanischen Konzil, sprach sich die katholische Kirche offiziell für die Menschenrechte und ihre politische Umsetzung sowie theologische Begründung aus. Mit Papst Franziskus haben die Menschenrechte in der Kirche nun einen mächtigen und unermüdlichen Vorkämpfer gefunden.
Die Studienwoche will solche Themen aufgreifen und zu einem spannenden theologischen
Diskurs zusammenführen.

Dozierende/r

  • Dr. Werner Sosna
  • Linda Michalke
  • Herbert Haslinger