Bildungstag der Abteilung bilden + tagen und der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung
Zum dritten Mal hat ein Bildungstag im Erzbistum Paderborn für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der katholischen Bildungsarbeit mit Talkrunde und Verleihung des LEO 2022 stattgefunden. In der Diskussion ging es um drei Begriffe: Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Mut.
Bei der Verleihung des LEO 2022 konnten sich drei Bildungsinitiativen über eine Auszeichnung für herausragende Projekte, ein Preisgeld von insgesamt 5.000 Euro und einen Pokal in Form eines Fernrohrs freuen.
Andreas Hölscher begrüßte als Leiter der Abteilung bilden + tagen im Erzbischöflichen Generalvikariat drei Gäste, die einen jeweils besonderen Beitrag zu Aspekten von Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Mut erwarten ließen.
Die Talkrunde moderierte Jutta Tacke aus Meschede. Mit ihren präzise vorbereiteten Fragen gab sie den Gästen Raum für deren Meinungen.
Bruder Paulus Terwitte, wortgewaltiger Kapuzinermönch aus Frankfurt, zog die Zuhörerinnen und Zuhörer mit teilweise sehr pointierten Thesen in seinen Bann. Für ihn ist der Glaube an Gott die größte Freiheitschance. „Die Kirche ist die eifersüchtige Hüterin der menschlichen Freiheit“, so der Obdachlosenseelsorger. Er spürte die erstaunte Resonanz des Publikums und ergänzte: „In der glaubwürdigen Kirche erlebe jeder einzelne Christ die Unmittelbarkeit seines Verhältnisses zu Gott. Es gäbe keine Zwischeninstanz, kein Herrscher, kein Politiker, weder Bischof noch Papst, niemand steht zwischen dem glaubenden Menschen und dem persönlichen Gott. So habe er sich vertrauensvoll der Führung Gottes angeschlossen.“
Claudia Auffenberg, couragierte Chefredakteurin des Katholischen Magazins DER DOM, verzichtete bewusst auf rhetorische Pirouetten und brachte überlegte und schon fast zurückhaltend vorgetragene Positionen ein. Häufig werde sie gefragt, ob es ihr besonderen Mut abverlange, ihre Editorials im DOM zu schreiben. Da habe sie so genau nicht drüber nachgedacht, so die Journalistin sinngemäß. Schließlich werde von ihrem Katholischen Magazin keine Hofberichterstattung erwartet. Ihre Zeitschrift wolle glaubwürdig Fakten präsentieren. Aus denen könne sich die Leserschaft eine eigene Meinung bilden. So gesehen ist die Glaubwürdigkeit das wichtigste Gut ihrer publizistischen Arbeit.
Karl-Josef Schafmeister, als ehemaliger Leiter des Droste-Hauses in Verl und Motor des Jugendaustauschwerkes mit den Ländern Osteuropas und der ehemaligen Sowjet-Union, zeigte die Wichtigkeit der drei Schlagworte in dieser Zeit des Ukraine-Krieges auf. Betroffen zeigten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der katholischen Erwachsen- und Familienbildung von seinen Schilderungen aus der Versöhnungsarbeit zwischen Veteranen aus dem II. Weltkrieg von beiden Seiten der Front. Über zwei Generationen hinweg hat das Droste-Haus Versöhnungsarbeit gestaltet. Mit vielen auch schmerzlichen aber immer auch hoffnungsvollen Zeichen. Der Krieg in der Ukraine wird tiefe Wunden reißen, so Schafmeister, die benötigten mindestens wieder mehrere Jahrzehnte, bis die Schmerzen des Krieges zwischen den Menschen verblassen aber wahrscheinlich nie geheilt werden.
Hier griff Bruder Paulus nochmal ganz engagiert ein. Die „katholischen Erwachsenenbildung“ solle weiter und intensiv Erinnerungsarbeit leisten. Noch heute wohnten in den Altenheimen Männer, die im letzten Krieg andere erschossen hätten. Viele hätten dieses Trauma auch nach langer Zeit noch nicht überwunden und noch nie mit einem Mitmenschen ehrlich und vertrauensvoll gesprochen. Die KEFB könne hier mit Bildung auch eine sozialpsychologische Leistung erbringen.
Der Nachmittag des Bildungstages stand im Zeichen der Preisverleihung des LEO 2022. Die Katholische Erwachsenenbildung hatte um Bewerbungen von besonders innovativen und gelungenen Bildungsveranstaltungen geworben. Aus den elf eingegangenen Kandidaturen hatte die Jury drei Preisträgergruppen ausgewählt
Zwei Projekte landeten gleichrangig auf dem ersten Platz.
Vom Dekanat Hochsauerland-Mitte war das „Regenbogen-Team“ nominiert worden. Dieser Zusammenschluss junger Leute hatte sich 2021 vehement für Segnung gleichgeschlechtlicher Paare engagiert. Die dadurch ausgelöste öffentliche und teilweise auch emotional ausgetragene Debatte mündete in einer online durchgeführten Podiumsdiskussion. Fast 200 Menschen nahmen teil.
Der andere erste Preis ging an ein Veranstaltungsformat, das in Kooperation der Katholischen Erwachsenen-und Familienbildung (KEFB) „An der Ruhr“ mit dem Verein „Weltreise durch Wohnzimmer e.V.“ entstanden war. Bei dieser digitalen Veranstaltung öffneten nicht in Deutschland geborene Menschen ihre Wohnzimmer. Sie erzählten von ihrem Herkunftsland und kochten ein für dieses Land typisches Gericht. Es entstanden immer wieder neu eine echte Begegnung von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen.
„Wir2@home“ ist ein digital durchgeführtes Bindungstraining für Alleinerziehende und belegte beim Bildungstag den zweiten Platz. Das von der KEFB-Ostwestfalen entwickelte und durchgeführte Format stärkt in besonderer Weise die Eltern- Kind-Beziehung.
Die Abteilung bilden + tagen im Erzbischöflichen Generalvikariat verantwortet die Katholische Erwachsenen- und Familienbildung im gesamten Erzbistum Paderborn. Andreas Hölscher koordiniert als Leiter die Arbeit in den KEFB Standorten, in Bildungshäusern und Akademien, in den ehrenamtlichen Bildungspunkten und in den Bildungswerken in der Diözese Paderborn.
Wolfgang Hesse